Wenn einem etwas passiert, was man nicht so toll findet, hilft nicht weiter, zu fragen, „warum mir?“ Klüger ist es, sich bewusst zu machen: „Es passiert mir deshalb, weil es gut ist für mein spirituelles Wachstum.“ Dann kann man sich noch fragen: „Und welche Aufgabe habe ich?“ Manchmal ist es dann offensichtlich, manchmal auch nicht. Und manchmal müssen wir auch handeln, ohne sicher zu sein: „Ist jetzt eben Nachgeben richtig, loslassen, oder durchsetzen und mal Beharrungsvermögen zu zeigen?“ Aber wir können uns die Frage stellen: „Welche Lektion soll ich dadurch lernen? Welche Erfahrung mache ich, die ich ansonsten nicht machen würde? Welche Aufgabe habe ich dort? Was kann ich daran lernen? Wie müsste ich mich verhalten, dass ich in fünf Jahren oder zehn Jahren zurückblicke und sage, ich habe tatsächlich mich so verhalten, dass ich aus dieser Lektion viel gelernt habe?“ Und das, meine ich, hilft, dass ihr das Leben sinnvoll erlebt, dass ihr das Leben bewusster erlebt, dass Lektionen vielleicht langfristig auch etwas sanfter kommen können, denn ihr nehmt sie an, ohne dagegen anzukämpfen. Ihr quält nicht euren Geist mit der sinnlosen Frage des, „warum ich?“, sondern ihr nehmt die Lektionen an und wachst daran. Und ihr nehmt selbst die Lektion an, dass auch emotionelle Erfahrungen dazu gehören und manchmal kann die Lektion sein, dass ihr auch mal eine Weile wirklich grenzenlose Wut über einen Verrat von irgendjemand erfahrt, dass ihr auch mal tiefe Trauer empfindet, auch mal ärgerlich seid und mal spürt, wie das ist. Auch das gehört zum Leben dazu und wenn ihr das als solches erkennt, mag die Emotion und die Erfahrung in der Zeit intensiv sein, aber ihr könnt sie schneller überwinden. Und manchmal, in dem Moment, wo man erkennt, „meine Aufgabe ist es, durchaus auch Ärger in mir anzunehmen“, manchmal kann er in dem Moment verschwinden. Und solange ihr euch vorher ein schlechtes Gewissen gemacht habt, wie ihr das als spiritueller Aspirant mit solchen Emotionen begleitet, solange blieb die Empfindung, und als ihr sie angenommen habt, kann sie sich lösen.
– Fortsetzung folgt –
Teil 83 der Niederschrift aus einem Workshop mit Sukadev zum Thema „Reinkarnation und Karma“ in der Yogaschule Yoga Vidya Speyer.
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- Mehr Infos zu Karma im Yoga Vidya Karma-Portal
Vielleicht eine fürchterlich blöde Frage, aber ist „konretes Karma“ nicht eion Widerspruch in sich?
LG, Antje