Bis das der Tod uns scheidet – Yoga unterstützt Trauerarbeit. Sich von liebenden Menschen zu trennen fällt schwer, besonders wenn sie für immer mit dem Tod uns verlassen. Es fehlt die helfende Hand im Außen und bringt Seelenschmerz, welches sich in Trauer äußert. Integrales Yoga zeigt den Weg zum Erkennen, Heilen und Einen.
Die Erinnerungen sind noch präsent, ein ganz normaler Freitag-Abend vor ca. 13 Jahren. Meine Seele schrie nach Ruhe, bekam aber keine Resonanz. Geplant wurde ein deutsches Kulturwochenende, klassisch zur Befriedigung der Sinne. Schnell in ein Kinooutfit und die Fahrt führte in ein Kinocafe mit meinem Lebensgefährten an der Seite. Er genoss den Abend, meine Aufmerksamkeit entschwand aufgrund fehlender Energie. Der Film bot mir Laute und Bilder, ohne einen Zusammenhang. Nach dem Kinobesuch steuerte ich den roten Polo, Spannungen spürte ich im Innen und Außen. Eine gerade Landstraße offenbarte sich vor mir in einem leichten Nebel verhüllt. Plötzlich standen wir…ein Crash vor einem Baum. Es gab keine Nahtoderfahrung, jedoch den Wunsch des Überlebens, den der Verstand der Seele übermittelte.
Lähmungen in den Armen und Beinen spürte ich am nächsten Tag, ein Bewusstsein in Trance, ausgerichtet auf die Gebrechen des Körpers. Ich wurde operiert, meine Halswirbelsäule war lidiert und wurde mit einem Titannagel repariert. Gott hatte mich erhört, mein Leben war in guten Händen und verbrachte Stunden im Krankenhaus. Die Nachricht von Andreas Tod schockte sehr, er verschied am Unfallort.
Es waren Momente, die ich heute Erkenntnis nenne zu Seins-Fragen, dem Sinn des Lebens, den nicht jeder erkennt. Ein Traum Familienglück zu leben verlor seine Realität. Ich erkannte, dass die materielle Welt nur Facetten sind, denen es nicht lohnt nachzujagen. Vielleicht gab mir Gott noch die Chance, Marcus, meinen Sohn, aufzuziehen. Es sollte keine Seelensymbiose mehr in meinem Leben treten, das schwor ich mir.
Ein Anfang mit neuen Aufgaben, dem Geist gegenüber der Materie mehr Beachtung geben. Ein Gefühl der Schuld plagte mich jahrelang, welches ich mit Verpflichtungen deckelte. Trauer lebte ich anfangs nicht. Sie wurde in Arbeit „transzendiert“, das Fachwerkaus, dass unserem materiellen Ziel entsprach, wurde in Kleinarbeit und familiärer Hilfe fertiggestellt. Noch heute beschützt mich die Handarbeit von Andreas, ein Dachstuhl, liebevoll gefertigt vor äußeren Einflüssen.
Viele Jahre später wurde mir Yoga anvertraut, ein Übungssystem welches die Seele in Einklang bringt. Die regelmäßige Yogapraxis in einem Yogazentrum förderte den Zugang zum Unbewussten. Der Deckel sprang auf, meine Seele kam in Erinnerung und Trauer.
Es folgte erst nach ca. 7 Jahren professionelle Trauerarbeit mit geistigen Bildern und liebevollem Abschied. Träume vermittelten mir ein Ringen, Liebe in Schuld eingebettet.
Mit Yoga erklärt sich der Tod. Yoga eignet sich als Übungssystem der Seele näher zu kommen bzw. die Verbindung zu Gott zu erfahren. Die Entwicklung von Unterscheidungskraft zwischen dem Vergänglichen (Körper) und dem Unvergänglichen (Seele) gehört zu den Zielen. Für den Intellektuellen eignet sich der Weg des Jnana-Yoga, der mit Nachdenken zu Seinsfragen die Erkenntnis reifen lässt. Es handelt sich hier um die Vedanta, einer Wissenschaft, die über die irdischen Gesetze hinausgehen und letztendlich die Einheit proklamieren, das Sein.
Yoga hilft den Menschen essentielle Lebensinhalte, Karma zu erkennen und Individualität zu entwickeln. Krankheiten und Tod gehören zum Leben, die Angst davor verliert seine Berechtigung. Die Bhagavad Gita, ein Werk das höchsten Yoga offenbart, verweist auf ein Verscheiden in Gedanken an Gott als Übergang zu einer „anderen Welt“. Sivananda (großer indischer Yogameister) beschreibt in seinem Werk „Göttliche Erkenntnis“ das Leben nach dem Tod als schmerzfreie Zeit, ähnlich unserem Tiefschlaf nach dem Verlassen unserer Kleider.
Der Glaube zu Gott, der mich nach diesem Ereignis hält und führt bekam einen neuen Wert. Regelmäßig werden wir mit dem Tod konfrontiert, der zur Geburt gehört. Allein die Erinnerungen schmerzen.
Die heiligen Schriften geben mir Kraft, den göttlichen Kern, der zur Seele gehört in Worte beschrieben zu erfahren. Er bleibt unzerstört als Selbst, wie die Seele von Andreas auch. Die Erkenntnis den Tod als etwas Lebendiges zu begreifen unterstützt das Annehmen, die Trauerarbeit und die Liebe über den Tod hinaus.
Beate Wolfsteller
www.erkenntnis-durch-yoga.de