Andeutungen von der Lehre der Reinkarnation in den Evangelien des Christentums

Es gibt einige der so genannten apogryphen Schriften, die um Hundert nach Christus gleichbedeutend waren wie die Evangelien, die ganz klar von Reinkarnation und Karma sprechen, es gibt aber auch einige Hinweise in den Evangelien selbst. Wenn z.B. die Jünger Jesus fragen: „Wer ist Johannes der Täufer?“ Dann antwortet Jesus: „Dieser ist Elias.“ Und das Griechische, was dort steht, kann man so interpretieren, „er ist die Reinkarnation von Elias“. Und dann fragen die Jünger ihn: „Und wer bist du?“ Und was dort steht, heißt eigentlich: „Von wem bist du die Reinkarnation?“ Und Jesus macht dann das, was die meisten Meister machen, wenn sie gefragt werden: „Wer warst du in deinem früheren Leben?“ Antwortet er ausweichend und er sagt: „Ich bin der Menschensohn.“ Zu einem anderen Zeitpunkt gibt es ein Kind, das schwer krank ist, und dort fragen die Jünger den Jesus: „Warum ist das Kind krank? Hat es selbst gesündigt oder haben seine Eltern gesündigt?“ Jetzt, das Kind ist so jung, es ist gar nicht möglich, dass es gesündigt haben kann, um dafür so bestraft zu werden. Wenn die Jünger sagen, „hat es selbst gesündigt“, macht die Frage nur Sinn, wenn die Jünger selbstverständlich davon ausgegangen sind, dass das Kind ein früheres Leben gehabt hat. Jesus wendet sich hier gegen einen zu eng verstandenen Karma-Begriff und sagt dort: „Weder noch, sondern damit die Herrlichkeit Gottes offenbar werde.“ Aber er sagt ihnen nicht, „was erzählt ihr für einen Unsinn, es gibt keine frühere Leben“, sondern er sagt nur, „damit die Herrlichkeit Gottes offenbar werde“. So gibt es noch eine Reihe mehr Stellen, die ihr auch in der Literatur nachlesen könnt, hier mögen diese Beispiele reichen. Und in den vielen Jahrhunderten der Kirchengeschichte gab es immer wieder auch Theologen, die über Reinkarnation gesprochen haben. Und es gab mal ein Buch von einem Macgregor, „Reinkarnation im Christentum“ und der hat nachgewiesen, dass nach katholischer Lehre Reinkarnation nicht verdammt ist. Er hat irgendwo gezeigt, dass formell Reinkarnation nie als häretisch erklärt worden ist, auch wenn viele Priester meinen, dass dem so wäre. Und er hat irgendwo so fast legalistisch nach katholischer Rechtsprechung dort argumentiert, dass man auch als katholischer Christ auf dem Boden des Evangeliums an Reinkarnation glauben kann, ohne kirchlichen Lehren zu widersprechen. Ob das heute noch so ist, weiß ich nicht, denn inzwischen gab es ja einige neue Enzyklika, aber ich glaube, nichts hat den Charakter von verbindlichen Glaubenssätzen gehabt. Auch heute, selbst unter den Menschen, die an keine konkrete Religion glauben, ist Reinkarnation verbreitet, und ich meine, der Grund ist, dass es das am Sinnvollsten ist und das ist, was verschiedene Erfahrungen am besten erklärt.

– Fortsetzung folgt –

Teil 22 der Niederschrift aus einem Workshop mit Sukadev zum Thema „Reinkarnation und Karma“ in der Yogaschule Yoga Vidya Speyer.

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