Lehre von der Wiedergeburt im Christentum?

Auch im Christentum war das nicht so vollständig verdammt, wie man das heute vielleicht manchmal hört. Und in den ersten Jahrhunderten nach Christus gab es eine ganze Menge von Christen, die von Reinkarnation ausgingen. Man kann auch einige Abschnitte der Bibel so interpretieren, dass die Jünger oder vielleicht sogar Jesus selbst von Reinkarnation ausgingen. Ich will allerdings jetzt hier nicht behaupten, dass Jesus Reinkarnation gelehrt hat und dass die Kirchen alles falsch sagen, sondern, was das Interessante ist, die Evangelien beschreiben aus verschiedener Warte. Und je nachdem, welches Evangelium man liest und welchen Teil, kann man das Gegenteil von dem lesen, was man vorher gelesen hat. Manchmal heißt es, es gibt die so genannten bibeltreuen Christen, aber sie wählen sich Teile der Bibel aus, und ganz andere Teile werden vollständig ausgeklammert. Hundertprozent bibeltreu zu sein, ist eigentlich nicht möglich. Wenn man nur die Evangelien liest, da wird zum Teil ganz anders beschrieben, was Jesus gesagt haben soll und was er gemacht haben soll. Das ist eigentlich das Geniale, finde ich, in der Bibel, und man könnte sagen, es ist durchaus göttlich inspiriert, nämlich dass sich verschiedene Menschen verschiedener Richtungen dort wieder finden, dass verschiedene Menschen verschiedener Glaubensrichtungen ihren Glauben dort bestätigt bekommen und aus unterschiedlichen philosophischen Richtungen zur Gottes- und Nächstenliebe angeregt werden sollen. Und es ist durchaus bekannt, dass in den Konzilien, wo das Neue Testament zusammengestellt wurde, wo dort tatsächlich verschiedene Interessengruppen sich bemüht haben, dort bestimmte Schriften hineinzubekommen und wenn sie nicht stark genug waren, wurden die eben nicht mit aufgenommen.

– Fortsetzung folgt –

Teil 21 der Niederschrift aus einem Workshop mit Sukadev zum Thema „Reinkarnation und Karma“ in der Yogaschule Yoga Vidya Speyer.

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner